SPD Nordend II

SPD Nordend II

Bildungspolitischer Spaziergang der SPD am 14. Oktober 2022 im Nordend

Veröffentlicht am 12.11.2022 in Ortsverein

Neugierige FrankfurterInnen auf Bildungsspurensuche und historischen Pfaden im Nordend

Am 14. Oktober 2022 versammelte sich eine Gruppe neugieriger FrankfurterInnen auf Initiative der SPD-Ortsvereine im Nordend, um gemeinsam mit Stadtführer Dieter Wesp auf Bildungsspurensuche durch den Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte Frankfurts zu ziehen.

Dem Nieselwetter trotzend, startete die Gruppe am Haus der Volksarbeit an der Eschenheimer Anlage. Frankfurt war am Ende des 2. Weltkriegs stark zerstört, es herrschte Wohnungsnot und Hunger. In dieser Zeit diente das Haus der Volksarbeit, 1945 gegründet, als Suppenküche und Bahnhofsmission für Flüchtlinge, Vertriebene und Kriegsrückkehrer. Mit dem Wirtschaftswunder verlagerte sich der Arbeitsschwerpunkt auf die Themen Familienberatung und Seelsorge. Heute versteht sich das Haus als ein Ort, an dem mit Menschen in Beziehung getreten wird, um diese darin zu unterstützen, ihr Leben und ihr Umfeld eigenverantwortlich zu gestalten.

Gesellschaftliche Veränderungsprozesse wirken auf Frankfurter Schulen im Nordend

Bei den im Anschluss besichtigten Schulen im Frankfurter Nordend fällt vor allem eines auf: Sie sind ziemlich alt! So wurde die Musterschule bereits am 18. April 1803 von Wilhelm Friedrich Hufnagel als Realschule gegründet. Das heutige Gymnasium ist die drittälteste höhere Schule in Frankfurt am Main und als Schulisches Zentrum für musikalische Bildung und Begabtenförderung in das Konzept einer offenen Ganztagsschule eingebettet. Zu den bekanntesten SchülerInnen zählen der Schauspieler Florian Bartholomäi sowie die Bro’Sis Sängerin Hila Bronstein.

Den Straßen des Nordends folgend versammelte sich die Gruppe an dem wunderschönen Philantropin, einer jüdischen Schule mit wechselvoller Geschichte. 1804 eröffnet, war sie bis 1942, dem Jahr der Schließung durch die Nationalsozialisten, mit bis zu 1000 Schülern die größte jüdische Schule Deutschlands und stand von Anfang an auch nicht-jüdischen Kindern offen. Ein erstaunlich progressiver Ansatz für eine Zeit, in der Konfessionen eher unter sich blieben. 1954 wurde das Gebäude wieder der jüdischen Gemeinde übergeben, die hier zunächst ihre Verwaltung errichtete. Bei einigen Teilnehmenden kamen alte Erinnerungen an das im Gebäude ansässige Kino Die Kurbel hoch. Trotz mehrmaliger Versuche, das Philantropin als Schule wiederzueröffnen, gelang dies erst 2006. Heute als I. E. Lichtigfeld-Schule bekannt (benannt nach ihrem Gründer Isaak Emil Lichtigfeld), wurde diese von einer Grundschule mit Eingangs- und Förderstufe zu einer Ganztagsschule mit gymnasialer Mittelstufe (Sekundarstufe I) erweitert. Nach über 80 Jahren konnten im Sommer 2021 wieder die ersten Schüler und Schülerinnen ihr Abitur an einer jüdischen Schule in Frankfurt am Main ablegen.

Weiter ging es zur frisch sanierten Merianschule, einer Grundschule mit knapp 300 Schülerinnen und Schülern und 25 Lehrkräften. „Eine Schule für alle“, in der sowohl Kinder mit und ohne Beeinträchtigung lernen und spielen können. Die am 29. April 1886 gegründete Schule stellt sich heute im Rahmen der Erweiterten Schulischen Betreuung (EBS) mit 125 Hortplätzen und Ganztagsbetreuung dem Wandel von Familien- und Erwerbsstrukturen.

Der krönende Abschluss des Bildungsspaziergangs stellte die Besichtigung der Klingerschule und das Gespräch mit Schulleiter Jochen Steinacker dar. Nach langer Sanierung erstrahlt die Kaufmännische Berufsschule (KBS) mit gymnasialer Oberstufe und Berufsvorbereitungszweig im neuen Glanz. Mit modernen Klassenzimmern und Co-Working-Räumen im ausgebauten Dachgeschoss bietet die Schule den Schülern und Schülerinnen Möglichkeiten sich auf das dynamische Berufsleben vorzubereiten. Hier werden neben fachbezogenen Kompetenzen insbesondere Selbstständigkeit, Lernfähigkeit und Teamarbeit gefördert.

„Das Vergangene ist nicht tot. Es ist nicht einmal vergangen“ (Christa Wolf)

Viele der besuchten Schulen haben eine bewegte Geschichte, die teilweise erst durch einen aufmerksamen Blick und dem Hinweis des Stadtführers sichtbar wurden: Wie harmlos Orte vergangener Schreckensjahre uns heute im Alltag begegnen, zeigt sich am Beispiel der Klingerschule. Dort erinnert eine direkt neben dem Eingang platzierte Gedenktafel daran, dass die Schule von 1933 bis 1937 in eine SS-Kaserne umfunktioniert wurde.

Dass sich politische und gesellschaftliche Veränderungen auch in Frankfurter Bildungseinrichtungen widerspiegeln, führte dieser Bildungsspaziergang allen Teilnehmenden auf eindrückliche Weise vor Augen.

Frankfurt am Main, 11. November 2022

Magdalena Polloczek und Sebastian Dittrich

(SPD Nordend II)

 

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